Von Otto Bürger
Nach dem eher sanften „Danser encore“ aus Frankreich (deutsch: Wir wollen wieder tanzen gehen), das uns in der Maßnahmenzeit vielfach die Lebenfreude zurückgebracht hat, kommt jetzt ein neuer Protestsong mit viel Kraft und gut dosierter Wut aus den USA. Der bisher wenig bekannte Sänger Oliver Anthony verzeichnet gerade zahlreiche Klicks mit seinem lautstark vorgetragenen Song „Rich Men North of Richmond“. Die Aufnahme von radiowv ist seine erste mit richtigem Mikrofon und einer Kamera — bislang arbeitete er ausschließlich mit einfachen Handy-Aufnahmen.
Mit Westerngitarre, klarer Stimme und deutlichem Text bringt Anthony in diesem ohne weiteren Schnickschack vorgetragenen Lied die sozialen Spannungen auf den Punkt, die gerade verschärft in den USA, aber letztlich weltweit um sich greifen. Die Spaltung der Gesellschaft ist in den Vereinigten Staaten bereits weit vorangeschritten; vielleicht schon weiter als bei uns in Deutschland. Ein großer Teil der Bevölkerung geht klarer denn je auf Distanz zu der Politik aus Washington. Der soziale Abstieg erfolgt in Amerika bekanntlich auch wesentlich schneller als hier bei uns, wo das Sozialsystem einiges abfedert.
Das Lied bringt die Stimmung im Land, wie sie offensichtlich viele empfinden, deutlich auf den Punkt: Den ganzen Tag arbeiten, Überstunden kloppen für einen mageren Lohn, während woanders reiche Menschen immer reicher werden, so lautet in etwa der Inhalt des Refrains. Das Lied wurde innerhalb kürzester Zeit bereits mehrere Millionen mal angehört. Freuen wir uns auf eine baldige deutsche Version.