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Hass durch Propaganda

Von Otto Bürger

Lautsprecher an einem Strommast
Foto: Oto Zapletal, Pixabay

Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unserem Land. […] Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben. Sie beeinflussen unsere Meinungen, unseren Geschmack, unsere Gedanken.

Edward Bernays, Propaganda, 1928

Jeder, der sich ein wenig differenziertes Denken und eine eigene Wahrnehmung der Realität bewahrt hat, spürt es inzwischen: eine heftige Beeinflussung der öffentlichen Meinung über Propaganda. Der Meinungskorridor in Deutschland, also die Bandbreite dessen, was gesagt werden kann, ohne negative Folgen befürchten zu müssen, ist extrem eingeschränkt. In der Politik dominieren Phrasen. Es gibt keine breite und offene Diskussion zu den Fragen der Zeit mehr, kein Abwägen von Argumenten und kein Aufzeigen von Alternativen oder eine verständliche Erläuterung von Zusammenhängen. Das Meinungsklima wird von Propaganda, die keine Widerrede duldet, dominiert. Statt eines Sowohl-als-auch, gilt ein Entweder-oder. Die Gesellschaft ist gespalten in eine Mehrheit, die der Propaganda folgt, und eine Minderheit (von beachtlicher Größe – das lässt hoffen), die die Dinge anders sieht. Die Diskussionen, wenn sie denn überhaupt noch geführt werden, sind allerdings immer feindseliger und hasserfüllter.

Dabei fällt auf, und das ist für viele sehr enttäuschend: „Der Intellektuelle lässt sich viel leichter durch eine bestimmte Art von Propaganda packen.“ Darauf hat schon Anfang der 1960er-Jahre der Philosoph Jaques Ellul hingewiesen. Letztlich lassen sich auch die Künstler eher und überwiegend mittels ihrer Popularität als Instrument für die Propaganda missbrauchen, als dass sie Leuchttürme der Wahrheit und Klarheit im Propagandanebel bilden. Der Leser von FAZ, SZ, Zeit etc. kommt sich bestens informiert vor, aber niemand ist der Propaganda stärker unterworfen als er. „Propaganda, die zu bemerken er vollkommen außerstande ist, da er sich einredet, er würde seinen freien Willen bewahren und all diese Informationen beherrschen können, während er doch durch sie unerbittlich darauf getrimmt wird, für jedwede Propaganda, die die ganzen Fakten, in deren Besitz er sich wähnt, in eine Ordnung bringt und erläutert, empfänglich zu sein“ so Ellul weiter in seiner ernüchternden Analyse.

„In der heutigen Gesellschaft wird der Mensch zunehmend zur Passivität erzogen. Eingepasst in riesige, auf Kollektivität basierende Organismen hat jeder, grob gesagt, seine Rolle zu spielen.“ Dieses von Ellul bereits vor über 50 Jahren gezeichnete Gesellschaftsbild hat sich in unserer Zeit eher noch verstärkt durch immer mehr Bullshit-Jobs, die den Menschen immer weniger Halt bieten

Das Frappierende ist, dass Propaganda dabei dem Einzelnen subjektiv den Eindruck vermittelt, frei zu sein. „Als Masseninstrument ist sie an jeden Einzelnen gerichtet. Es spricht mich an. Es spricht meinen gesunden Menschenverstand an, meine Leidenschaft, es provoziert meine Wut, meine Empörung. Es weckt meinen Sinn für Gerechtigkeit und meinen Wunsch nach Freiheit.“ (Ellul) Propaganda zielt also auf all das, was der Wiener Psychiater Dr. Raphael Bonelli gern und sehr anschaulich als Bauchgefühle beschreibt. Der Verstand und die eigenen langfristigen Überzeugungen werden nahezu komplett ausgeschaltet.

Anders als die alltägliche Manipulation, die im Grunde jeder Mensch praktiziert, ist die Propaganda eine absichtsvolle Beeinflussung, die nicht nur auf den Moment zielt, sondern auf dauerhaftes Lenken und Verändern. Eine offene Debatte soll absichtlich nicht stattfinden.

Wie geschieht diese zielgerichtet Manipulation? Häufige Wiederholungen emotionalisierter Botschaften kennen wir aus der Werbung zur Genüge. Die öffentliche Meinungsbildung über Propaganda oder neudeutsch Public Relations bedient sich dabei ähnlicher Methoden. Wer nicht aus seiner Filterblase und Echokammer entkommt und weiter immer gleiche Medien konsumiert, bei dem verfestigen sich die Sichtweisen. „Die smarte, freundliche Macht operiert nicht frontal gegen den Willen der unterworfenen Subjekte, sondern steuert deren Willen zu ihren Gunsten. Sie ist eher jasagend als neinsagend, eher seduktiv als repressiv. Sie ist bemüht, positive Energien hervorzurufen und sie auszubeuten: Sie verführt statt zu verbieten. Statt sich dem Subjekt entgegenzusetzen, kommt sie ihm entgegen.” (Byung-Chiu Han, koreanisch-deutscher Philosoph)

Wir merken allerdings alle, dass die Propaganda nicht nur so soft daher kommt. Ein wichtiger zusätzlicher Faktor ist die Angsterzeugung. Hierdurch werden systematisch Gefühle der Undurchschaubarkeit, der Unbeeinflussbarkeit und letztlich auch der Überforderung erzeugt. Wir haben das alle in letzter Zeit erlebt mit den unlogischen und willkürlichen Coronamaßnahmen. Verwirrung erzeugt Angst und Untertanenhaltung und erhöht die Wahrscheinlichkeit der Zustimmung zu Maßnahmen. Der österreichische Fachmann für Manipulationstechniken, Dr. Roman Braun, erklärt, dass, wenn Willkür herrscht, daraus schnell Kontrollverlust resultiert. Totalitäre Überwachung, öffentlich demonstrierte Anwendung von staatlicher Gewalt und Terror, Prekarisierung (drohende Armut) und Perception Management (Wahrnehmungsmanagement) sind weitere Methoden, um über Angst den Kontrollverlust und die Manipulierbarkeit des Einzelnen zu erhöhen.

Das Phänomen der Image-Übertragung ist ein wichtiges Propagandawerkzeug, wie Dr. Braun erklärt. Dabei werden einer Sache, die ein gutes Image hat, weitere Attribute hinzugefügt. Bei der Regenbogenflagge zum Beispiel, die für Umweltschutz, Emanzipation der Frau, Gendern, LGBTQ+, Veganismus, Anti-Rassismus, Globalisierung steht, kommen dann aktuelle Themen wie Lockdown, Impfung und Ukraine-Rettung dazu. Jetzt gilt eben, dass man nur entweder für alle diese Attribute sein kann oder dagegen. Ein Sowohl-als-auch-Denken wird mit dieser Methode verhindert. Ich kann also nicht für Umweltschutz, Veganismus, Emanzipation etc. sein und gegen die Impfung. Damit bin ich raus. Das ist also eine Propagandamethode, welche die gerade erlebte Spaltung der Gesellschaft verfestigt und auch zu heftigen Reaktionen und Empörung führt.

Auswege

Dr. Braun empfiehlt zur Immunisierung gegen Propaganda die Reduktion der Angst. Das scheint auch mir ein wichtiger Aspekt, wird doch die Angstmaschine von verschiedenen Seiten bedient. Weiter empfiehlt er auf die Metaebene zu wechseln, also sich selber klar zu machen, was hier eigentlich gerade passiert. Was läuft hier ab, und was läuft hier mit mir ab? Außerdem rät er zum Aufbau einer Gegenkultur: Herausgehen aus der Einsamkeit. In dieser Gegenkultur sollte mehr dem Wahren, Schönen und Guten zugearbeitet werden und der Spaß nicht zu kurz kommen. „Einfluss lässt sich unmöglich nehmen, wenn das Individuum Stabilität besitzt und mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, der von absoluter Sicherheit geprägt ist.“ (Jacques Ellul)

Der Psychiater Dr. Hans Joachim Maaz erinnert uns, dass das Gegenteil von Propaganda das echte Leben ist. Das bedeutet, im Einklang mit seinen Grenzen und Möglichkeiten leben zu können. Die Kommunikation ist ehrlich, offen und wahrhaftig. Das sollte allerdings nicht selbst eingeredet sein. In der Beziehungskultur empfiehlt Maaz, Ich-Botschaften zu nutzen und sich im Klaren zu sein: Auch ich bin das Problem, nicht immer nur die anderen. Als Ziel gelte es, die Spaltung zu überwinden.

Der Psychologe Andreas Heyer fasst es in einem Aufsatz für Multipolar so zusammen:

„Anstatt anderen Menschen ihre Abwehrprozesse oder Ängste vorzuwerfen, wäre es hilfreich, empathisch zu versuchen, die Not des anderen zu verstehen, die bei diesem zu Spaltung, Verleugnung oder Projektion führt. […] Jeder Bürger kann für sich selbst entscheiden, eigene Zuschreibungen von ,eindeutig gut’ und ,eindeutig böse’ zu hinterfragen und in Formulierungen auf solche Zuschreibungen zu verzichten. Der Zweifel gegenüber den eigenen Einschätzungen kann als Tugend kultiviert werden, benötigt aber ein ausreichendes Maß an innerem Halt.”

Dieser Text spiegelt die Ansichten und Ziele einer Einzelperson wider. Er stellt nicht die offizielle Haltung des Landesverbands oder der Gesamtpartei dar. Sachliche Kritik und Gegenmeinungen werden an dieser Stelle gern veröffentlicht.