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RKI-Protokolle: Es hätte „einen lauteren Aufschrei geben müssen“

    Eine Passage in den vor Kurzem enthüllten Protokollen des Robert Koch-Instituts (RKI) wirft die Frage auf, ob der damalige RKI-Präsident Lothar Wieler, der ehemalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sowie der derzeitige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der Diskussion um 2G/-3G-Regeln und Impfpflicht die Öffentlichkeit bewusst über die tatsächliche Wirksamkeitsdauer der COVID-19-Impfstoffpräparate getäuscht haben. Multipolar-Nachfragen an RKI, Gesundheitsministerium sowie an zwei Schlüsselpersonen wurden entweder nicht oder ausweichend beantwortet.

    Im Protokoll vom 5. November 2021 ist die Feststellung einer Mitarbeiterin der RKI-Fachgruppe 17 (Influenzaviren & weitere Viren des Respirationstraktes) dokumentiert, dass bei Impfungen gegen Infektionen des Respirationstrakts nur in einem Zeitraum von zwei bis acht Wochen nach der Verabreichung ein guter Schutz vor Ansteckungen besteht. Mit dem Abfall lokaler neutralisierender Antikörper im Nasenrachenraum nach diesem Zeitraum sei der Schutz vor Infektionen „deutlich geringer“. Die Mitarbeiterin wies darauf hin, dass eine damals aktuelle Studie aus Großbritannien diese Wirksamkeitsdauer auch für die COVID-19-Impfstoffpräparate bestätigt. Man solle dementsprechend „sehr vorsichtig“ mit der Aussage sein, dass Impfungen vor jeglicher Infektion schützen. Mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur Impfung treffe dies immer weniger zu.

    In der nachfolgenden Diskussion kamen laut Protokoll die Fragen auf, ob 2G oder 3G „noch ein Schutzkonzept [sei], das empfohlen werden kann“, und ob der Ausschluss geimpfter Kontaktpersonen von der Quarantäne noch gerechtfertigt ist. Der damalige RKI-Präsident Wieler beendete dem Protokoll zufolge die Diskussion mit dem Argument, die Kommunikation könne nicht geändert werden. Dies würde „große Verwirrung“ hervorrufen. Doppelt Geimpfte wieder in Quarantäne zu schicken, sei „nicht vermittelbar“.

    Auf die Anfrage, ob Wieler damit gegen den Auftrag des RKI verstoßen habe, wissenschaftliche Erkenntnisse als Basis für gesundheitspolitische Entscheidungen zu erarbeiten und die Öffentlichkeit zu informieren, reagierte die oberste Gesundheitsbehörde zunächst nicht. Erst nach dem Hinweis, dass sie gegenüber Presseanfragen auskunftspflichtig ist, verwies die Pressestelle des RKI auf eine im Internet veröffentlichte Stellungnahme, die keinerlei Bezug zu der gestellten Frage hat. Stattdessen bezeichnete die Pressesprecherin die Anfrage von Multipolar als eine „Reihe von falschen Behauptungen sowie Mutmaßungen und Wertungen, denen es an Tatsachengrundlagen und zulässigen Folgerungen mangelt“.

    Auch das Bundesgesundheitsministerium reagierte erst nach Hinweis auf die Auskunftspflicht auf die Anfrage, wie es die Entscheidung begründet, die Öffentlichkeit nicht über die kurze Wirksamkeitsdauer der COVID-19-Impfungen informiert zu haben, obwohl das Wissen darüber beim RKI vorlag. Die Pressestelle verwies auf eine Antwort des Ministeriums auf eine Kleine Anfrage der AfD vom Juni 2024 sowie auf Antworten auf schriftliche Fragen der Bundestagsabgeordneten aus den Jahren 2021 und 2023. Sämtliche Verweise hatten keinerlei inhaltlichen Bezug zu der Presseanfrage von Multipolar. Stattdessen machte die Pressestelle deutlich, dass sie sich „ausdrücklich Unterstellungen der Täuschung der Öffentlichkeit“ verbitte. Anfragen von Multipolar an den ehemaligen Gesundheitsminister Spahn sowie an die RKI-Mitarbeiterin, die laut Protokoll auf die kurze Wirksamkeitsdauer der COVID-19-Impfstoffpräparate hingewiesen hatte, blieben unbeantwortet.

    Der Mediziner Christian Berus bezeichnete auf Anfrage von Multipolar die Entscheidung Wielers, die Kommunikation nicht zu ändern, als „beschämend“. Zudem zeigte er sich überrascht, dass sich in den Protokollen des RKI gleiche Kritikpunkte wiederfänden, wie sie auch die Vereinigung „Ärzte stehen auf“ angeführt hatte. „Trotzdem hätte es einen lauteren Aufschrei geben müssen“, kritisierte der Facharzt für Anästhesie. Denn die damaligen Erkenntnisse seien kein „Hexenwerk“, sondern „schlichtweg medizinische Logik aus den Studienzeiten“ gewesen. Berus ist einer von knapp 400 Unterzeichnern eines an den Bundestag und die Bundesregierung gerichteten offenen Briefes, der bereits im Dezember 2021 auf den „geringen Nutzen“ und die „noch unklaren Risiken durch die COVID-Impfungen“ hinwies.

    Dieser Artikel erschien zuerst am 1. August 2024 bei Multipolar.
    Titelbild: Jana Schneider von Pixabay